Lampenfieber entsteht nicht erst beim Vorspiel oder auf der Bühne. Es beginnt für viele Musiker viel früher: während wir auf unserem Instrument üben, müssen wir schon an die zukünftigen Herausforderungen denken.
Beim üben wollen wir unser Stück ohne Fehler und „richtig“ spielen. Dabei vergessen wir, welche stimmigen und in sich fließenden Bewegungen unser Körper abspeichern muss. Mit der Schwerkraft unserer Arme kann der Bogen nicht mehr zittern und die linke Hand „verschmilzt“ mit dem Griffbrett. Nur falsch angespannte Muskeln können im schlimmsten Fall zittern.
Im Blogpost schreibe ich übers Geige spielen. Du kannst diese Ideen auf andere Instrumente übertragen!
Beginne mit einer Hand- und Fingermassage vor jedem Üben und vor jedem Auftritt.
Ziehe danach die Schultern hoch bis an die Ohren und lasse sie zusammen mit einem Ausatmen durch ihr eigenes Gewicht nach unten fallen. Fühle, wie die Entspannung bis in die Finger ausstrahlt. Wiederhole das ein paar Mal, bis dieses kribbelnde Gefühl wirklich in den Fingern angekommen ist.
Bewege und pendle nun deine Arme, als wären sie von einer Stoffpuppe und übertrage diese Leichtigkeit auf dein Instrument. Wenn Du nun die Arme hebst, um Geige und Bogen zu halten, dann achte besonders darauf, dass die Schultern entspannt hängen bleiben. Sie dürfen auf keinen Fall beteiligt sein, wenn die Arme sich zur Geige und zum Bogen hinbewegen. Sie müssen durchlässig und flexibel bleiben.
Spiele mit diesem Gefühl dein Stück. Entdecke und geniesse die Durchlässigkeit deiner Arme. Diese Übungen sind nützlich für alle Musiker und Instrumentalisten, nicht nur fürs Geige spielen.
Es lohnt sich, darüber nachzudenken
Beobachte, wie wir alltägliche Dinge mit viel zu viel Energie und Kraft anfassen. Eine gute Übung ist, immer wieder mal achtsam zu sein, sich dem Zuviel an Energie bewusst zu werden und es aufs Nötigste zu reduzieren. Die Geige oder das Instrument fassen wir auch manchmal wie einen „Fremdkörper aus Stein“ an. Besser ist der Gedanke, wir halten ein kleines Vöglein in der Hand. Die Geige wird sich uns nicht anpassen - wir müssen so flexibel und durchlässig sein, daß wir uns anpassen können.
Warum das für dich wichtig ist? Die Geigenhaltung und die der linken Hand ist von sich aus sehr unnatürlich. Es gibt Tipps und Kniffe, wie wir unser Geigenspiel so natürlich machen können wie möglich. Mit meinem Handout „Was tun gegen Lampenfieber beim Auftritt? 7 Tipps für Musiker" (für 0 €) wirst du diese Tipps nicht vergessen!
Hast du viel Fantasie? Dann stell Dir vor, deine Arme sind die einer Geige spielenden Puppe eines Puppenspielers. In der Position der Geigenhaltung ist eine Schnur befestigt am Gelenk zwischen zweitem und dritten Fingerglied des Mittelfingers der linken Hand (die Schultern MÜSSEN UNBEDINGT entspannt hängen, der Ellbogen zieht zum Boden). Bei der Bogenhand hängt das Handgelenk an der Schnur.
Spiele jetzt dein Lieblingsstück. Lockere deine Arme wie in Tipp 1. Übertrage durch Entspannung das rechte Armgewicht über den Bogen auf die Geigensaiten. Achte darauf, wirklich IMMER alle Bogenhaare zu nutzen. Stell dir vor, ein dickes Auto fährt auf einer Fahrbahn. Es wird im Idealfall immer schwer auf der Fahrbahn aufliegen. Das mag an manchen Stellen im Moment eigenartig sein und sehr kratzig klingen. Vielleicht ist es für dich am Ohr ungewohnt laut. Aber: wenn es kratzt, hast du die Übung, deine Armgewichte beim Geige spielen zu nutzen, erst mal richtig umgesetzt! Das Kratzen reduzieren wir später.
Streiche anschliessend fließend, aber nutze dein Armgewicht (zum Beispiel vier Viertelschläge im Tempo 100 je ganzer Bogen).
Du sollst wissen, daß bei deinem Zuhörer ein runder, warmer und intensiver Klang ankommen muss. Wenn du scheu bist, dann trau dich und unterschätze nicht die nötige Intensität unseres Klanges. Suche immer deine Grenze! Später werden wir von ganz alleine den Bogen wieder etwas kanten, das Armgewicht reduzieren und den Ton verschönern.
So finden wir unseren wirklich vollen, schönen Klang beim Geige spielen. Beobachte deine Bewegungen im Spiegel.
Spiele auf der Violine dein Stück und nutze wieder alle Bogenhaare. Achte darauf, dass Du beim Bogenwechsel die Töne ganz direkt, ohne Löcher, Nebengeräusche und Stockungen verbindest. Nutze dabei viel Bogen und Schwung und spiele mit relativ hoher Bogengeschwindigkeit, immer in einem bestimmten Metrum. Beginne mit der oberen Hälfte (zwei Viertelnoten im Tempo 120), dann kommt die untere Hälfte (zwei Viertelnoten im Tempo 120) und dann der ganze Bogen (vier Viertelschläge im Tempo 120 pro Strich).
Stell Dir vor, Du malst schwungvoll etwas aus. Du wirst, wenn Du die Richtung des Stiftes änderst, nicht anhalten oder stocken! In der ersten Malbewegung steckt schon die zweite. Versuche, das auf deinen Bogen zu übertragen. Idealerweise entsteht der Fortgang der musikalischen Phrase aus einem ersten Bewegungimpuls!
Beobachte Dich dabei im Spiegel.
Denke vereinfachend und reduziere alle unnötigen Bewegungen. Beobachte dich beim Geige üben im Spiegel und du wirst
Mache die Saitenwechsel so klein und nah wie möglich. Dabei ist wichtig, dass der rechte Arm – hängend an der rechten Schulter – sich der jeweiligen Saitenebene der vier Saiten anpasst und zusammen mit dem ganzen Arm seine jeweilige neue Saitenebene findet.
Mein Handout „Was tun gegen Lampenfieber beim Auftritt? 7 Tipps für Musiker" (für 0 €) habe ich entwickelt, damit du die wichtigsten Schritte gegen Lampenfieber immer zur Hand hast.
Reduziere alle unnötigen Bewegungen, wenn Du gebundene Noten (legato) auf der Violine spielst und betrachte alle Noten unter dem Bindebogen als eine einzige Sache. Suche Dir in Deinem Stück alle Stellen, wo mehrere Noten unter einem Bindebogen sind und betrachte sie als „ein Element“.
Beim Binden von z.B. zwei verschiedenen Noten, die innerhalb einer Lage auf einer Saite gegriffen werden, macht der Bogen nur eine einzige Bewegung (als würde die linke Hand nur eine einzige Note spielen). Zu diesem einzigen Bogenstrich muss NUR DIE LINKE HAND kleine, leichte Bewegungen ausführen durch ein Fallen und Heben der Finger.
Konzentriere Dich beim Geige üben darauf, dass die Bogenhand unabhängig von der linken Hand bleibt und sich während dieser Bindung nicht zu unnötigen Bewegungen verleiten lässt.
Manchmal müssen wir auch Saitenwechsel oder Lagenwechsel unter einem Bindebogen spielen. Das Prinzip bleibt aber gleich und wir ändern die Saitenebene an der entsprechenden Stelle ganz bewusst und auf direktem Wege. Beim Lagenwechsel auf einer Saite ändert nur die linke Hand die Position. Der Bogen streicht unabhängig weiter.
Beobachte Dich dabei im Spiegel.
Konzentriere Dich darauf, dass die Finger der linken Hand nur so leicht wie möglich auf die Saite drücken. Spiele Dein Stück mit minimalster Energie der linken Hand. Wenn du so leicht drückst, dass kein schöner klarer Ton klingt – macht nichts! Wenn Du dann wieder "normal“ spielst, wird Deine linke Hand viel weniger Kraft aufwenden.
WICHTIG:
Spätestens jetzt sollten wir für unser Musikstück auch das Metronom nutzen. Es klingt in sich nicht stimmig, wenn wir nicht die einzelnen Rhythmen respektieren oder kennen.
Suche nach einer inneren gleichmäßigen Schwingung für die Hauptzählzeiten und „errechne“ vorausschauend die kleineren und größeren Notenwerte deines Stückes.
Es macht beides Sinn - finde in einem langsameren Tempo dein inneres gleichmäßiges Pendel für die Rhythmen. Dann kannst du das Tempo steigern, bis du beim Endtempo angekommen bist.
Versuche ganz trocken die Problemstellen zu erkennen und nach und nach dein Rhythmusgefühl zu verbessern. Suche das Pendel deines inneren Metronoms und verliere es nicht!
Oft habe ich MusikerInnen jammern gehört: das Metronom schlägt nicht gleichmässig! Ja, bei einem alten Pendelmetronom kann das wahr sein. Aber bei den elekronischen Metronomen ist das kaum möglich. Was ich damit sagen will: unser Rhythmusgefühl kann manchmal sehr trügerisch sein. Es lohnt sich, dies einmal im Detail zu durchleuchten.
Stelle dir die Bewegungen, Wege und Abläufe genau vor, bevor Du spielst. Versuche auch, den Rhythmus vorauszuhören. Nutze dafür dein inneres Metronom, dein Pendel.
Beim Üben können wir viele verschiedenen Dinge visualisieren. (Das geht übrigens auch hervorragend OHNE Geige - und ist sogar extrem nützlich!!!)
Visualisiere – egal ob bei einem einfachen Lied oder einem komplizierten Stück:
Visualisiere während Du einen Ton spielst schon den nächsten Ton. Fühle den nächsten Finger, seine Position auf dem Griffbrett, die er haben wird. Gehe dabei ganz langsam vor und entwickle mit dieser Übung ein Gefühl der Entspannung.
Wenn wir beim Laufen unseren Weg nicht visualisieren, dann werden wir mit vielen Problemen und Hürden konfrontiert. Wir denken, upps, ein Loch, dann laufen wir weiter, upps, ein Bordstein, Mist, eine Bananenschale ...
Wir wollen uns auch beim Geige spielen nicht nach einem Fehler ärgern, sondern unser Ziel schon vorher visualisieren!
Dieser Gedanke des Visualisierens liegt mir sehr am Herzen, deswegen habe ich mein Handout
„Was tun gegen Lampenfieber beim Auftritt?
7 Tipps für Musiker"
(für 0 €)
(für 0 €) erstellt.
Lade es dir runter, denn du sollst bei jedem Üben daran denken!
Ich bin sicher, Du hast mit Deinem Stück inzwischen einen großen Fortschritt gemacht. Aber wahrscheinlich gibt es noch einige Problemstellen. Ohne diese im Detail zu kennen kann ich leider aus der Ferne schlecht helfen.
Aber ich habe trotzdem noch einen Tipp: versuche, das Problem aus einer anderen Sicht zu lösen. Wenn Du den Zielton eines Lagenwechsels nicht so sauber erreichst, wie Du es Dir vorstellst: beginne beim Zielton und übe den Lagenwechsel rückwärts. Beginne direkt beim Problem und spiegele es.
Auch beim Geige spielen liegt die wirkliche Ursache oft nicht direkt beim scheinbaren Problem. Da erinnern wir uns an unsere Gewichte des Körpers. Jede Lage hat ihre eigene Position, wie der linke Arm an der Schulter hängt. Dies kann und sollte jeder individuell für sich herausfinden.
Was passiert, wenn der Lagenswechsel nicht klappt? Wir haben Angst. Dadurch verliert der Bogen seinen Fluss, und es gibt keine Chance mehr, den Lagenwechsel stimmig auszuführen. Wenn wir den Bogen fließen lassen, schaffen wir die Voraussetzung, bald den Lagenwechsel geschmeidig ausführen zu können.
Erinnere Dich nochmal an TIPP 1, an die Durchlässigkeit im Körper und den Armen. Spiele Dein Stück, visualisiere jetzt in feinen Nuancen deine Klangvorstellung und höre voraus, wie Du Dir Dein Stück vorstellst. Lasse zu, daß dein Körper der Diener ist für das, was du hören willst. Deine Aufgabe ist, daß dein Körper die kleinen Nuancen und Befehle über die Vorstellung im Ohr ganz fein und im Detail ausführt. Dein Ohr führt dich zu deinem eigentlichen Klangergebnis:
Wir konzentrieren uns nun ganz auf unsere innere Vorstellung. Unser Körper, der für das Erwecken der Musik ein Medium ist, rutscht nun in den Hintergrund. Unser GEIST lässt unsere musikalische Vorstellung und Emotionen erklingen und FÜHRT den Körper!
Nimm dein Lieblingsstück oder ein Stück, was Du schon gut spielen kannst, damit Du mit diesen Übungen leichter vertraut wirst. Du sollst Dich voll auf die Aufgabe im Tipp konzentrieren. Schwierigkeiten wie Noten lesen, Fingersätze suchen etc. sollen erst mal nicht im Vordergrund stehen, wenn Du diese Ideen ausprobierst.
Ich weiß: diese Ideen sind keinesfalls ein allumfassendes Technikwerk zum Violinspiel. So kannst du aber jedes Stück und jede Übung aus Violinschulen oder Etüdenheften effektiver und schneller erarbeiten. An dein neu gefundenes Körpergefühl wirst du dich immer erinnern! Suche nach Vereinfachungen, visualisiere Deine Bewegungen und vertraue Deiner inneren Klangvorstellung.
Mit diesem bewussten Wahrnehmen des Übens hast du für das Vorspielen Voraussetzungen geschaffen, die Lampenfieber, Zittern oder Angst vor Fehlern keine Chance geben.
Ich bin Susanne und helfe dir dabei, dein Geigen- und Tangospiel zu verbessern, damit du deine Lieblingsmusik so spielen kannst, wie du dir es wünschst, ohne daß du an zu viel Technik verzweifelst.
Derzeit biete ich an:
1. Im Bogentechnik-Booster-Kurs lernst du die wichtigsten Bogenstricharten und ihre technische Ausführung kennen. Du wirst nie wieder fragen, was ist der Unterschied zwischen spiccato oder sautillé, was ist arpeggio, richochet oder martelé.
2. Mit meinem Kurs Geige üben mit Plan lernst du, strukturiert zu üben. In 25-Schritten ist es ganz leicht, dran zu bleiben und WIRKLICH mit einem Stück voranzukommen.
3. Im Tango-Mini-Kurs 5 leidenschaftliche Tango-Spieltechniken entdeckst du viele Raffinessen und Spielweisen, die für argentinischen Tango typisch sind und mit denen das Tango-Geige spielen richtig Spaß macht.
4. Mit den 30 Violin-Gyms für (fast) Anfänger findest du jeden Tag eine neue Antwort für´s Geige spielen. Perfekte Übe-Sessions mit 30 Tipps (jeden Tag erhältst du ein neues Video).
5. Der Geigenkurs Lerne die Grundlagen des Violinspiels für (fast) Anfänger bringt alles auf den Punkt, was du brauchst, um die Grundlagen fürs Geige spielen wirklich zu beherrschen und zu verstehen. Geige spielen muss so natürlich sein wie irgend möglich.
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Susanne Hofmann
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